Seit dem frühen Mittelalter ist die Saalequerung auf Grund flach abfallender Uferböschungen in dem Bereich der heutigen Carl-Alexander-Brücke bekannt. Am 30. August 1257 genehmigte der Bischof von Naumburg den Bau einer Brücke in Dorndorf. Da das Kloster Pforta bereits seit 1227 im Besitz einer Mühle und einiges Landes hier war, besaß es besonderes Interesse an einem festen Saaleübergang. Durch Ablass und durch Einnahmen aus seinen Besitzungen (u.a. 13 Höfe, 2 Mühlen) wurde der Bau der Brücke unterstützt. Der Saaleübergang war zweigeteilt und befand sich etwas oberhalb des heutigen Standortes. Die Brücke über die Saale hatte mit Brettern zugeschlagenen Fachwände und eine fränkische Überdachung. Die Straße führte damals über die Mühlwiese. Der Mühlgraben (Lache) war mit einem einfachen, offenen Steg überbaut. An beiden Ufern befanden sich wie damals üblich Gasthäuser, sogenannte Ausspannen. Auf Naschhäuser Seite der heute noch stehende „Schieferhof“ und auf Dorndorfer Seite der leider nicht mehr existierende „Rautenkranz“. Schon in den frühen Jahren war die Brücke von wichtiger, strategischer Bedeutung. 1806, so ist überliefert, sollte sie von den französischen Truppen zerstört werden. Die verarbeiteten Eichenstämme hielten dem aber Stand. Was Menschenhand nicht fertig brachte, erledigte 84 Jahre später die Natur. Eines der schlimmsten Hochwasser der letzten 200 Jahre zerstörte am 25. November 1890 die Brücke. 1891 beschloss man den Neubau einer Brücke in Dorndorf.
Etwas unterhalb des alten Standortes überspannen seit 1892 nunmehr drei Bögen eines beeindruckenden, von hoher Handwerkskunst zeugenden und von ingenieurtechnischer Meisterleistung geprägten Bauwerkes in Dorndorf die Saale. In nur zweijähriger Bauzeit wurde für die Gesamtsumme von 227 607,28 Mark eine auf vier Pfeilern ruhende, genietete Stahlkonstruktion errichtet. Damit erhielt der Jahrhunderte alte, hölzerne und für Hochwasser anfällige Saaleübergang in Dorndorf eine neue Qualität. Als Dank und zu Ehren des regierenden Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach erhielt die Brücke seinen Namen.
In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges wurde der westliche Brückenbogen von fanatischen Eiferern gesprengt. Somit war nicht nur die Verbindung zu dem Bahnhof Dornburg/Saale abgeschnitten, sondern es fehlte auch einer der wichtigsten Verkehrsquerungen über die Saale nördlich von Jena. Umso wichtiger war die Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit. Im Frühjahr des Jahres 1946 wurde die Mitteldeutsche Brücken- und Stahlbau G.m.b.H Artern mit der Hebung des gesprengten Bogens beauftragt. Am 1. Juli wurde die Brücke fahrfähig in Betrieb genommen. In den folgenden Jahren wurde die Brücke Stück für Stück wieder in ihrer ursprünglichen Form aufgebaut. Die Rekonstruktion zog sich schließlich bis 1971 hin, wo nach Abschluss aller Arbeiten der letzte Farbanstrich erfolgte.
Da die Brücke nicht nur von ziviler Bedeutung war und der Zeitraum für die Instandsetzung als strategisch nicht vertretbar eingeschätzt wurde, erbauten die Alliierten etwa 300m saaleabwärts eine Ponton- und im Anschluss eine provisorische Holzbrücke. Diese übernahm mehr und mehr den aufkommenden Verkehr. Das Holzprovisorium wurde schließlich in den achtziger Jahren durch eine Spannbetonkonstruktion ersetzt. Nach Grundhaften Ausbau des Straßensystems und die Führung der Fernverkehrsstraße 88 über die „Neue“ Brücke verlor die Carl -Alexander - Brücke auch auf Grund der 1892 zu Grunde gelegten Tragfähigkeit mehr und mehr an Bedeutung als Hauptverkehrsweg. Damit wurde die Vernachlässigung für die Unterhaltung des einzigartigen Bauwerkes eingeläutet. „Mittlerweile hat allerdings Rost am Ruhm und an den Eisenträgern, die von tausenden Nieten zusammengehalten werden, genagt.“ (OTZ 12. September 2006)
Um den Verfall zu stoppen und die Erhaltung und Sanierung des Identifikationssymbols der „Brücke“ voranzutreiben, gründet sich am 29.11.2006 ein Verein, der sich eben dieses Ziel gesetzt hat.
Im Juli 2006 saß der Gemeinderat von Dorndorf-Steudnitz in seiner Ratssitzung, dabei kam man im Tagesordnungspunkt Sonstiges auf die Carl-Alexander-Brücke zu sprechen. Es galt die Frage zu klären, was mit dem 124m langen Bauwerk geschehen soll? Deshalb wurden die Einwohner von Dorndorf- Steudnitz aufgerufen, vor Ort mitzuentscheiden. Die Resonanz war groß. 50 Männer und Frauen trafen sich am 09.09.2006 an der Brücke und folgten dem Bauamtsleiter der VG Dornburg-Camburg. Er zeichnete den Anwesenden Wege und Möglichkeiten einer Erhaltung bzw. Instandsetzung auf. Er sprach auch von den Schwierigkeiten, vor allem der hohen finanziellen Mittel und Risiken, welche von Nöten wären. Dennoch waren die Menschen vor Ort gewillt, sich der Aufgabe zu stellen, die Brücke muss erhalten bleiben. Ausgerüstet mit diesem Auftrag gründete sich mit 56 Mitgliedern dann am 29.11.2006 der Verein Carl-Alexander-Brücke e.V.
Die Anfänge waren davon geprägt den Verein arbeitsfähig zu machen, die Gemeinnützigkeit zu erlangen, Verbindungen bzw. Netzwerke herzustellen und zu Beginn des Jahres 2007 den ersten Arbeitseinsatz an der Brücke zu starten. Mit Unterstützung der Feuerwehr wurden zunächst 30 Jahre Schmutz und Unrat aus den Widerlagern entfernt, man hatte das Gefühl, als ob die Brücke aufatmet. Weiterhin wurde ein Schaukasten installiert, in welchen fortan über den Stand der Dinge informiert werden sollte. Im Sommer 2007 organisiert man gemeinsam mit dem Feuerwehrverein und dem Förderverein Alte Schule das erste Brückenfest der Vereine. 2008 zu Brückenfest wurde eines der beiden Originalschilder, welches vom Verein instandgesetzt und montiert wurde, am Westportal der Brücke eingeweiht. Den Nachbau eines zweiten Schildes wurde unter Ausnutzung der Expertisen der beteiligten Firmen bei der grundhaften Instandsetzung 2020 durch den Verein finanziert und realisiert. Zum 3. Brückenfest 2009 überbrachte Roland Richwien, Staatssekretär im Ministerium für Bau und Verkehr, 200T€ Landesmittel aus dem Topf der Denkmalbehörde. Mit den 250T€ aus dem Topf Straßenbauamt Ostthüringen, welche seit dem Beginn 2006 bereit lagen, waren nunmehr knapp 500T€ im Geldtopf. Dieser Betrag reichte aber immer noch nicht die Instandhaltung anzugehen.
Weitere Lobbyarbeit war gefragt, ob zum Tag der offenen Tür im Thüringer Landtag, 2010 eine Fotoausstellung zur Geschichte der Brücke in dem Kellergewölben des Rokokoschlosses in Dornburg, der ab 2009 jährlich am Pfingstsonntag organisierten Infostand an der Brücke, die regelmäßigen Besuche und Mitwirkung beim Dornburger Rosenfest, die 100 installierten Leuchten im Jahr 2011 und die Schaffung des „größten Schwibbogens“ Thüringens, all das diente der weiteren Verbreitung der Idee bzw. des Zieles. Parallel wurden Spenden eingeworben. Immer mit dem Ziel, dies als Eigenanteil beizusteuern.
2008 kam es zum Zusammenschluss der Gemeinde Dorndorf-Steudnitz mit den Städten Dornburg und Camburg zur Stadt Dornburg – Camburg. Neue kommunalpolitische Verhältnisse prägten nun die Arbeit, Stadträte waren von dem Ziel zu überzeugen. Die Menschen der gesamten Stadt waren zu begeistern
Nach den doch hoffnungsvollen Anfängen 2006 stagnierte zu Beginn der 2. Dekade des neuen Jahrhunderts etwas die Lage, Signale aus Erfurt verblasten, die Stadt Dornburg-Camburg hatte andere Prioritäten zu bedienen, dem Verein gingen die Ideen aus. Deshalb erarbeitete der Verein eine Zusammenfassung von Protokollen, Projekten, Gutachten uvm. Gesagtes und Geschriebenes wurde zusammengefasst, aufgearbeitet und den Behörden, Ämtern sowie der Stadt zur Verfügung gestellt. Danach trafen sich alle Protagonisten bei einem gemeinsamen Gespräch, um die Lage zu erörtern und auszuloten. Das Ergebnis war ernüchternd. In der gemeinsamen Beratung am 24.01.2012 mit Vertretern des Straßenbauamtes, des Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Medien, der Stadt Dornburg-Camburg und dem Verein wurde diesem mitgeteilt, dass alle Einschätzungen nach einem Abrisse der alten Stahlbrücke und der Neubau einer funktionalen Fußgänger- und Radfahrerbrücke ökonomisch am sinnvollsten wäre und von Seiten der Ämter und Ministerien die Planungen in dieser Richtung vorangetrieben werden sollen. Am 12.03.2012 sollte der Stadtrat über den Abriss und Ersatzneubau abstimmen. Der Verein sah keinen Grund, dass die Stadträte der Beschlussvorlage folgen sollen. Der Abriss und Ersatzbau hatten preislich kaum Vorteile gegenüber einer Sanierung. Das Argument der geringeren Nachfolgekosten konnte an Bauwerken jüngeren Datums rund um Dornburg-Camburg widerlegt werden (A9, Gelax see in Jena usw.) Sicher, bei einer Sanierung derartiger Bauwerke schweben immer Risiken zur Kostenüberschreitung wie ein Damoklesschwert über dem Vorhaben, gilt das aber nicht auch für Neubauten?
Mit diesen Argumenten ausgestattet, konnten Mitglieder des Vereins die Stadträte zum Umdenken anhalten, die Beschlussvorlage kam vom Tisch. Nach einer öffentlichen Informationsveranstaltung wurde der Vorstand durch die Mitglieder des Vereins und der Einwohner der Stadt angehalten, ein Gutachten auf Kosten des Vereins zu dem Zustand der Brücke in Auftrag zu geben. Es kam zu einer Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Frank Werner und Dr. Ing. Gerhard Setzpfand aus Weimar. In kürzester Zeit erstellten sie eine Zustandsanalyse, Berechnungen und Kostenschätzung, welche am 10.04.2012 dem Stadtrat vorgestellt werden konnte. Durch die fundierten Zahlen wurde das Gespenst eines Ersatzneubaues vertrieben und um dies zu manifestieren, beschloss der Stadtrat von Dornburg-Camburg in seiner Sitzung am 26.06.2012, eine Woche vor dem 6. Brückenfest, den Erhalt der Carl-Alexander-Brücke. Im Ergebnis der Begutachtung und Zustandsanalyse der Brücke wurde empfohlen, den beidseitigen Gehweg, bestehend aus Betonplatten, zurückzubauen, um damit das Bauwerk zu entlasten. Am 12.05.2021 kamen die Mitglieder des Vereins dem Hinweis nach, und demontierten mit Unterstützung hiesiger Unternehmen insgesamt 60t Last.
Im Sommer 2012 konnte der Verein der Ministerpräsidentin, Frau Lieberknecht, bei einer Begegnung im Pfarrgarten der Kirchgemeinde Dorndorf von seinem Projekt berichten und warb gleichzeitig um Unterstützung. Als besondere Wertschätzung, Anerkennung und Motivation erhielten der Verein Ende 2012 den Jenaer Vereinspreis der Ed. Züblin AG und der Ostthüringer Zeitung. 2013 wurde in den Räumen der „Alten Schule“ eine Kunstauktion organisiert. 15 Künstler überließen dem Verein Kunstwerke, welche zugunsten der Brücke versteigert werden konnten. Im Sommer 2015 trafen sich am Rande des Besuchs in Dornburg Vertreter des Vereins und Frau Ministerin Keller, Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Mit großartigen Blick hinunter zur Brücke konnte der Verein auch hier für sein Vorhaben werben und berichtete vom erfolgreichen Planungswettbewerb für eine Instandsetzung. Dieser wurde von der Stadt, mithilfe finanzieller und personeller Unterstützung durch den Freistaates Mitte 2013 auf den Weg gebracht. 2014 wurde die Fahrbahn am Ende des Dorndorfer Bogens geöffnet. Der Verein finanzierte hierbei die anfallenden Kosten für Gerüst und die Wiederherstellung des Korrosionsschutzes nach dem Probestrahlen. Die Öffnung gibt erstmals Einblick zu dem Zustand der Oberseite Längsträger. Im Februar 2015 fand im Vereinshaus „Alte Schule“ die Präsentation und Bewertung der Teilnehmer statt. Die Auswertung der eingereichten Arbeiten oblag wiederum den Mitarbeitern des TLBV. Eine Jury bewertete die Inhalte und Präsentationen. Als Wettbewerbssieger ging das Ingenieurbüro IGS aus Weimar hervor. In den folgenden Wochen und Monaten wurden durch das Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft, immer im engen Kontakt mit dem Straßenbauamt Ostthüringen und dem TLBV, die Kosten einer Sanierung geprüft, Kostenmodelle zusammengestellt und den Kostenträgern offeriert. In Erwartung der erfolgreichen Finanzierung beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung vom 20.09.2016 die Planungsleistungen an den Wettbewerbssieger zu vergeben. Im Rahmen der Festveranstaltung zum 10jährigen Bestehen des Vereins, wurde an die Stadt Dornburg-Camburg der Förderbescheid des Freistaates Thüringen für eine grundhafte Instandsetzung der Carl-Alexander-Brücke überreicht. Somit standen alle Ampeln auf Grün. Am 13.03.2018 vergab Dornburg-Camburg an die Firma Backer-Bau aus Hainichen (Sachsen) den Auftrag. Mit der Ausführungsplanung wurde am 01.04.2018 begonnen. Das Datum stellt sogleich den Baubeginn dar. Am 12.04.2018 erfolgte die erste Bauberatung vor Ort, am 04.06.2018 startete das Bauunternehmen mit der Baustelleneirichtung sichtbar mit den Arbeiten an der Brücke. Große und kleine Probleme wurden in den Jahren der Umsetzung des Vorhabens von den Planern und Bauleuten gelöst. Die hohe Fachkompetenz aller am Bau sowie dessen Überwachung Beteiligten war Garant einer erfolgreichen Arbeit. Somit konnte am 17.07.2020 unter großer Anteilnahme der Einwohner die Brücke für den Verkehr frei gegeben werden. Die feierliche Eröffnung am 26.08.2020 erfolgt unter Beisein von Frau Karawanskij, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Bundestags- und Landtagsabgeordneten, dem Landrat des Saale-Holzland-Kreises, der Bürgermeisterin der Stadt Dornburg-Camburg, Vertretern aus Ämtern und Behörden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Unternehmen sowie Planungs- und Überwachsungsbüros, Vertreter befreundeter Vereine und vielen Bürgerinnen aus nah und fern, statt.
Während der Bauphase übernahm der Verein auf seine Kosten das demontierte Altgeländer sowie mehrere Tonnen Alteisen. Der Verkauf der Altgeländer (4) dient zum Teil der Refinanzierung des Aufkaufs. Weiterhin finanzierte der Verein das zweite Namensschild und nutzte die vorhandene Bauinfrastruktur um Leerrohre und Elektroleitungen für eine zukünftige Beleuchtung in das Bauwerk einzubringen. In Summe brachte der Verein in den vergangenen beiden Jahren nicht nur die 50T€ Eigenleistung auf, sondern entlastete durch den Rückkauf das Bauvolumen um weitere 30T€ und investierte nochmals 5T€ für das Namensschild sowie 3T€ für die Elektroleitungen. Kurz vor Fertigstellung wurden Geländer außerhalb des Baufeldes aber dennoch in unmittelbarer Nähe zur Brücke neu gestrichen. Seit der Eröffnung begehen Mitglieder des Vereins regelmäßig die Brücke und dessen Umfeld, sorgen für Sauberkeit auf und unter dem Bauwerk. Im Winter wird die Vegetationspause für die Pflege und den Erhalt des Lichtraumprofiles (Rückschnitt von Sträuchern und Bäumen) der Brücke genutzt. Der Carl-Alexander-Brücke e.V. Dorndorf-Steudnitz ist sich seiner Verantwortung bewusst und wird auch zukünftig dazu beitragen, dass sich die hohen Investitionskosten für den Erhalt dieser Brücke am Fuße der Dornburger Schlösser gelohnt haben. Ohne den Verein wäre heute die Brücke Geschichte und ein weiteres, ingenieurtechnisches Meisterwerk aus dem 19 Jahrhundert verschwunden. Aber dass sie im neuen Glanz wieder strahlt, hat viele weitere „Väter“.
„Große Ziele wird man nur gemeinsam erreichen, denn ein gutes Team ist stärker als die Summe seiner Mitglieder“ Diese Worte des amerikanischen Architekten Helmut Jahn haben sich in den vergangenen Jahren an der Carl-Alexander-Brücke in Dornburg-Camburg, Ortsteil Dorndorf-Steudnitz, bewahrheitet.