Sanierung begonnen: Carl-Alexander-Brücke bekommt als erstes ein Spezialgerüst untergehängt und dann wird sie eingepackt.


Christian Thienert von der Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH aus Roßwein ist garantiert schwindelfrei. An den weit auskragenden Trägern des Hängegerüstes an der Carl-Alexander-Brücke montiert er Gerüststangen zur Versteifung. Wenn die Asphalt-Fahrbahn der denkmalgeschützten Brücke ausgebaut ist, wird von der Gerüstplattform aus die Brücke sandgestrahlt.                                                                                                                   Foto: Angelika Schimmel


Dorndorf-Steudnitz. Bei 30 Grad im Schatten ist ein Arbeitsplatz am Wasser nicht zu verachten. Christian Thienelt, Steve Dornheim und Uwe Peukert haben zurzeit so einen Arbeitsort, doch die Füße zur Erfrischung ins kühle Nass hängen können sie doch nicht. Dafür liegt ihr Arbeitsplatz zu hoch – genauer gesagt gut zehn Meter über dem Wasser der Saale. Höhenangst und Schwindelgefühl kennen sie offenbar nicht, so wie sie zwischen den rostigen Brückenbögen auf schmalen, mehrere Meter auskragenden Metallträgern stehen und über dem gurgelnden Saalewasser Gerüststangen zur Versteifung verschrauben.
Die drei Männer gehören zum Team der Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH aus Roßwein in Sachsen. Sie sind quasi die Vorhut der Sanierungsfirma, die der Carl-Alexander-Brücke in den kommenden zwei Jahren zu neuem Glanz verhelfen wollen. Die Männer aus Roßwein haben vor zwei Wochen begonnen, ein Spezialgerüst an der historischen Bogen-Brücke in Dorndorf-Steudnitz zu montieren. „Das ist dann die Plattform, von der aus alle anderen Arbeiten ausgeführt werden können“, berichtet Dirk Eckart. Er ist Geschäftsführer und Inhaber der Gerüstbaufirma aus Sachsen, die deutschlandweit unterwegs ist und Gerüste baut, „die ein bisschen komplizierter sind als ein Gerüst für den Dachdecker am Häuschen“.
An der Brücke in Dorndorf bauen die Männer ein Hängegerüst. Dafür haben sie 165 Aluminium-Titanträger – jeder zwölf Meter lang – unter die Brücke gehängt. Stählerne Laschen und Haken wurden dafür an den 126 Jahre alten Brückenträgern fest verschraubt. „Die Titan-Träger können weit gespannt werden und haben eine extrem hohe Tragkraft“, erklärt Eckart. Die brauchen sie auch, denn auf die Träger werden lange Bohlen zu einer Arbeitsplattform verlegt, auf der demnächst Bauarbeiter von Backer Bau aus Hainichen (bei Chemnitz) mit Sandstrahlgeräten hantieren werden, um tragende und verbindende Stahlprofile von Schmutz und Rost zu befreien.
„Dabei fallen jede Menge Rost- und Farbpartikel an, deshalb wird die Plattform mit einer Plastikplane abgedeckt, und die ganze Brücke wird ringsum mit Folie eingepackt“, berichtet Eckart. „So wird verhindert, dass der Dreck in den Fluss fällt oder mit dem Wind in der Umwelt verteilt wird.“ Jedoch könne man die Brücke nicht auf einmal auf der vollen Länge einhausen. „Die Windlast ist hier das Problem, die Einhausung muss Windstärke zehn widerstehen können. Da wirken enorme Kräfte, die nicht berechenbar sind“, sagt der Fachmann. Deshalb werden seine Männer die Brücke segmentweise einhausen und die Hülle mit dem Fortgang der Arbeiten verrutschen.
Doch erst einmal sind die Gerüstbauer noch bis Mittwoch dabei, ihr Hängegerüst fest zu verankern an der alten Brücke. Dann kommen die Männer von Backer-Bau und bauen den Fahrbahnbelag aus. Anschließend wird die Brücke verhüllt und abgestrahlt. „Erst dann wird man genau beurteilen können, wie schwer Wetter und Zeit der Brücke zugesetzt haben, wo Teile saniert werden können oder ausgetauscht werden müssen“, mutmaßt Eckart.
Mit Brücken kennt er sich aus, denn seit der großen Flut von 2002, die viele Brücken im Land beschädigte, hat sich seine Firma auf Gerüste für Brücken spezialisiert.
Angelika Schimmel OTZ / 12.06.18