Dorndorf-Steudnitz: Bilder für die Carl-Alexander-Brücke


mehr als 120 Jahre alte Carl-Alexander-Brücke in Dorndorf sorgt auch im beleuchteten Zustand in den Abendstunden für besonderes Flair am Saaleufer. Ihr touristisches Potenzial soll mit Märkten und Ruhezonen für Wanderer auf der Brücke und Spielplatz darunter auf einer kleinen Insel in der Saale ausgebaut werden. Ideen dafür haben die Brückenfreunde viele.                   Foto: Angelika Schimmel


In der Alten Schule von Dorndorf hängen 30 Arbeiten von Künstlern, die mit dem Ort und dessen Wahrzeichen, der Carl-Alexander-Brücke eng verbunden sind. Die Bilder werden bald versteigert. Für die Brücke.
Dorndorf-Steudnitz. Sie haben die berühmten Klinken geputzt, im Land herumtelefoniert, an Ateliertüren geklopft und dann ihre Geschichte erzählt: Von der schönen, aber altersschwachen Carl-Alexander-Brücke, die mit ihren imposanten Stahlbögen seit 120 Jahren die Saalelandschaft bei Dorndorf dominiert.
Die Brücke sei nicht nur ein historisches Bauwerk, sie spiegele auch 120 Jahre Stahlbaugeschichte wieder, sind sich die Fachleute einig. Denn viele solcher Brücken aus den frühen Jahren des Baus stählerner Brücken gibt es hierzulande heute nicht mehr. Kein Wunder also, dass die Dorndorfer ihre Brücke nicht einfach dem Rost überlassen wollen, sondern für ihren Erhalt und ihre Sanierung seit Jahren mit Ideen kämpfen. Die jüngste, eine Auktion von Bildern für die Brücke, brachten Renate Fichtner und Helga Friedel vom Verein Alte Schule und vom Brückenverein in den vergangenen Monaten vielen Künstlern aus der Region nahe. Und auch bei Künstlern, die früher einmal in Dorndorf zu Hause waren, klopften die beiden rührigen Kunstfreundinnen an. Mit ihrer Bitte, doch eine Arbeit für die Auktion zur Verfügung zu stellen, trafen sie nirgends auf taube Ohren. "Wir wurden überall freundlich empfangen, wurden in die Werkstätten gebeten und durften uns umschauen", berichtete Helga Friedel. "So viele Kunststile und -Richtungen kennenzulernen, das war manchmal schon eine Herausforderung", bekannte sie. In der Alten Schule in Dorndorf, die schon seit langem als Gemeinde- und Kulturzentrum dient, hängen nun in zwei Räumen 30 ganz unterschiedliche Bilder, die 13 Künstler dem Dorndorfer Verein für die Auktion überlassen haben. Das Spektrum reicht von Stillleben mit Blüten zum Beispiel von Christa Balchnik über Landschaftsaquarelle von Grit Leinen und Rita Müller bis zu grafischen Blättern von Elisabeth Hofstetter, die heute in Deggendorf lebt. Ihre Saalenixen sind eine Reminiszenz an die frühe Heimat. Auch Gudrun Kraft-Methfessel, deren Elternhaus in Dorndorf steht und die heute in Stuttgart lebt, stiftete ein beeindruckendes Bild mit dem Titel "Die Brücke spricht zum Berg", das die Brücke, um die es hier geht, einmal ganz anders darstellt.
"All diese Werke kommen am 15. Dezember hier in Dorndorf unter den Hammer, und wir hoffen auf einen stattlichen Erlös für unsere Brücke", sagt Matthias Bornschein, Vorsitzender des emsigen Brückenvereins. Interessenten können sich die Arbeiten in der Alten Schule oder auf der Internetseite des Vereins anschauen, um dann mitbieten zu können. Die Anfangsgebote liegen zwischen 10 Euro für handtellergroße Aquarelle von Annette Böhmer und 450 Euro für das 50 mal 70 Zentimeter große Ölgemälde "Mondscheinfahrt" von Elisabeth Hofstetter.
Dass der Auktion großer Erfolg beschieden sei, wünscht sich auch Dorothea Storch , Bürgermeisterin von Dornburg-Camburg. "Ich habe gern die Schirmherrschaft über diese Aktion übernommen, denn Erhalt und Sanierung der Carl-Alexander-Brücke sind längst nicht mehr nur Anliegen einer kleinen Gruppe von Enthusiasten aus Dorndorf-Steudnitz. Vielmehr stehen der Stadtrat und die Bürger auch der anderen Ortsteile hinter uns", sagte sie. Diese breite Unterstützung der ganzen Stadt und der Bürgerschaft habe letztlich die Verantwortlichen im Thüringer Bauministerium und im Landesverwaltungsamt überzeugt, von Plänen Abstand zu nehmen, die historische Brücke von 1891 abzureißen und durch einen profanen Neubau zu ersetzen. Mehr noch, die bereits vor Monaten aus Erfurt zugesicherte Unterstützung der Dorndorfer bei der Sanierung der Brücke wird nun konkret. Mitarbeiter des Ministeriums und des Landesverwaltungsamtes waren in der vergangenen Woche vor Ort und haben eine Bestandsaufnahme gemacht", berichtete Storch. "Sie werden jetzt die Ausschreibungsunterlagen für einen Wettbewerb erarbeiten".
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Das Alter und der marode Zustand von Brückenteilen machten das nicht leicht. "Möglicherweise werden wir damit leben müssen, dass besonders kaputte Teile der Brücke ersetzt werden müssen", sagte Storch. Jedoch werde das nicht das prägende Bild der Brücke beeinflussen. "Aus eigener Kraft könnten wir eine solche Ausschreibung nicht auf den Weg bringen, sowohl von fachlicher als auch finanzieller Seite", räumt die Bürgermeisterin ein. Allein der Wettbewerb, der noch dieses Jahr ausgelobt werden soll, kostet 60 000 Euro. Nur ein Drittel muss die Stadt als Eigenmittel aufbringen, den Rest schießt das Land zu.
"Zwar wissen wir noch nicht, wie teuer die Sanierung und die Umsetzung des touristischen Konzeptes für die Saalebrücke am Ende wird, doch wir sind zuversichtlich, dass wir es schaffen", sagt Matthias Bornschein. Frühere Gutachten, von denen bereits einige vorliegen, gehen von rund zwei Millionen Euro aus. "Indem der Architekten-Wettbewerb keine Vision mehr ist, können wir doch ganz anders in der Spendenakquise aktiv werden", gibt er zu bedenken. Die Bilderauktion sei ein erster, kleiner Schritt. "Wir werden viele Tippeltappelschritte machen müssen, aber die Ideen werden uns nicht ausgehen", ist er sicher.
Bilderauktion für die Brücke, 15. 12. , 17.30 Uhr, Alte Schule Dorndorf

Angelika Schimmel / 05.11.13 / OTZ