Markt- und Spielplatz Brücke


Die Ortsbürgermeister Klaus Sammer, Klaus Enkelmann, Landtagsabgeordneter Mario Voigt und Dorothea Storch, Bürgermeisterin von Dornburg-Camburg, wollen gemeinsam für die Vision "Erlebnisbrücke" kämpfen.

Foto: Angelika Schimmel


Dass eine Brücke weit mehr als nur ein bequemer Flussübergang sein kann, wollen die Einwohner beweisen.

Von Angelika Schimmel

Dorndorf. Eine Brücke verbindet Städte und Dörfer miteinander, die an zwei Flussufern liegen. Auf ihr kann man schnell und gefahrlos einen Fluss überqueren. Doch eine Brücke kann noch viel mehr - sie kann Marktplatz, Ruheort, Aussichtspunkt und Spielplatz sein. Und sie kann Menschen zusammenbringen, Menschen unterschied¬lichen Alters und vieler Professionen, verschiedener Herkunft und Menschen aus unterschiedlichen Orten.
All das soll die Carl-Alexander-Brücke in Dorndorf können, nicht nur symbolisch, ¬sondern real und auf vielfältige Weise. Diese Vision stellten der Brückenverein und Dorothea Storch , Bürgermeisterin von Dornburg-Camburg, jetzt in einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit vor. Dass das Thema in der ganzen Stadt, und nicht nur im Ortsteil Dorndorf die Leute interessiert, bewies die Enge in der Sportlergaststätte, in die der Brückenverein eingeladen hatte, um über die Zukunft der denkmalgeschützten Stahlbogenbrücke zu reden. Kein Stuhl blieb frei, mancher nahm über eine Stunde lang mit einem Stehplatz vorlieb, nur um hören zu können, wie es mit der Brücke weitergehen soll. Und um seine Meinung dazu zu sagen.

Um Erhalt und mögliche Sanierung der Brücke wird in der Gemeinde schon seit Jahren gerungen, extra dafür gründete sich vor sechs Jahren auch der Brückenverein. Am desolaten Zustand der 1891/92 erbauten Brücke und den fehlenden Finanzen für die Sanierung scheiterte jedoch bisher manche Idee.
Jetzt scheint vieles wieder möglich, weil das Thüringer Bauministerium und die Stadt Dornburg-Camburg Geld für einen Ideen-Wettbewerb locker gemacht haben, an dessen Ende ein realistisches Nutzungskonzept für die Stahlbogenbrücke auf dem Tisch liegen soll. "Ein solches Konzept ist unbedingt nötig, wenn wir Fördermittel für die Sanierung der Brücke haben wollen", erklärte Bürgermeisterin Dorothea Storch . Die bisher dafür vorgelegten Gutachten und Kostenschätzungen seien zu unterschiedlich, als dass sie eine fundierte Grundlage für -Finanzierungsentscheidungen seien, machte sie deutlich.
Umso erfreulicher sei es, dass nach mehreren Gesprächsrunden im Bauministerium dieses von der Besonderheit der Dorndorfer Saalebrücke überzeugt werden konnte und nun 40"000 Euro für den Architekten-Wettbewerb bereit stelle, sagte Landtagsabgeordneter Mario Voigt . Die Stadt steuere 20"000 Euro zu. Im aktuellen Haushalt sei diese Summe bereits eingestellt, informierte die Bürgermeisterin.
Dass diese nicht geringe Summe bereitgestellt wird, darüber waren sich die Stadträte einig, obwohl die Kommune zum Sparen angehalten ist. Offensichtlich sind Stadträte aus den drei Ortsteilen Dorndorf, Dornburg und Camburg von den Potenzialen der Carl-Alexander-Brücke für den Tourismus und die Identität der Gemeinde überzeugt.
"Diese Brücke kann viel mehr als nur Fußgänger- und Radbrücke zu sein", formulierte Architektin Tina Kaiser, die den Anwesenden viele weiter gehende Ideen vorstellte. Ihr Architekturbüro hat in der Vergangenheit viele Investvorhaben der Stadt planerisch begleitet, vom Marktplatz Dornburg bis nach Hirschroda. Jetzt hat Tina Kaiser die Ideen der Stadtväter und Brückenvereinsmitglieder anschaulich gemacht. Die Brücke so zu sanieren, dass auf ihr Märkte stattfinden, dass Wanderer und Radfahrer unter flexiblen Sonnensegeln eine Pause einlegen und von Picknickplätzen den faszinierenden Blick über die Saale zu den Dornburger Schlössern genießen können, ist für die Architektin keine Utopie. Ebenso, dass Kinder über eine Rutsche von der Brücke auf die in der Saale liegende Mühlwiesen-Insel gelangen und Flussabenteuer erleben. Nicht nur für Einheimische, sondern für mehr Touristen, aus dem nahen Jena und aus der Ferne, könnte die Brücke lohnendes Ziel werden.


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Angelika Schimmel wünscht den Dorndorfer Brückenfreunden viele Ideen und Erfolg


„Über sieben Brücken musst du gehen“ hat Karat gesungen. Die Brücke ist Metapher für die Schwierigkeiten, die wir bewältigen müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Der Dorndorfer Brückenverein kämpft um den Erhalt einer einzigen Brücke, doch Schwierigkeiten haben sich vor den Akteuren bisher reichlich aufgetürmt. Vor mehr als einem Jahr schien die Situation sogar so hoffnungslos, das vom Brückenabriss und Vereinsauflösung die Rede war. Doch ein Gutachten, dass dem mehr als 120 Jahre alten Bauwerk Standfestigkeit für noch mindestens ein halbes Jahrhundert bescheinigt, ohne gravierende Sanierungsarbeiten, gab den Brückenfreunden neue Hoffnung und Elan. Mit Unterstützung ihrer Kommunalpolitiker und der regionalen Landtagsabgeordneten sowie mit pfiffigen Visionen, die aus der alten Brücke einen überregionalen, touristischen Anziehungspunkt machen könnten, haben sie jetzt sogar in Erfurt Fürsprecher gefunden. Damit sich deren Sympathie in klingende Münzen umwandelt, müssen die Dornburg – Camburger jetzt schnell Nägel mit Köpfen machen. Der Ideenwettbewerb für die „Erlebnisbrücke“ muss zügig ausgelobt werden, damit die besten Vorschläge dann in konkrete Pläne umgesetzt und dafür möglichst viele Fördertöpfe geöffnet werden können. Geling das noch vor den Landtagswahlen 2014, könnte das Karat-Lied die Hymne des Brückenvereins werden:

„Über sieben Brücken musst du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen, sieben Mal wirst du die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.“