Zeit drängt für alte Brücke von Dornburg nach Dorndorf

 

Rosenkönigin Maximilia Wenzel und Gunter Wolleschensky im Kostüm des Herzogs Carl Alexander von Weimar auf der historischen Bogenbrücke in Dorndorf

 

Dorndorfer Verein bemüht sich seit sechs Jahren um Erhalt und Sanierung der Carl-Alexander-Brücke. Jetzt wird offiziell Abriss und Ersatzneubau erwogen. Verein will sich damit nicht abfinden.

 

Dorndorf-Steudnitz. Eigentlich steht in diesem Jahr ihr 120. Geburtstag an. Denn 1892 wurde die Stahlbogenbrücke eingeweiht, die die beidseitig der Saale gelegenen Orte Dornburg mit Dorndorf miteinander verbindet. Allerdings präsentiert sich die Jubilarin in etwas ramponiertem Zustand, der Zahn der Zeit hat offensichtlich an ihr genagt. Der Lack ist ab, und so manche Delle an der Oberfläche ist unübersehbar. Doch trotz ihrer 120 Jahre sei der Zustand der "Carl-Alexander-Brücke" so schlecht nicht und ihre Restaurierung sehr wohl möglich, ist Matthias Bornschein, Vorsitzender des Brückenvereins, überzeugt. Deshalb auch bemühe sich der Verein seit nunmehr sechs Jahren eifrig um Unterstützer und Fördermittelgeber, um mit ihrer Hilfe die denkmalgeschützte Brücke sanieren zu können. Doch scheint dieses Vorhaben nun gefährdeter denn je. Es scheint sogar, als seien die Tage der die Saalelandschaft bei Dorndorf prägenden Brücke gezählt. Das zumindest lässt eine Beschlussvorlage vermuten, über die der Stadtrat von Dornburg-Camburg heute Abend beraten wird. Bürgermeister Thomas Moritz ist Einbringer der Vorlage, die auf die Zustimmung der Stadträte "zu weiterführenden Maßnahmen in Verbindung mit dem Ersatzneubau "Carl-Alexander-Brücke" zielt. Insbesondere gehe es darum, kurzfristig Planungsmittel durch das Straßenbauamt Ostthüringen binden zu können."Dass diese Vorlage so kurzfristig zur Abstimmung gestellt wird, überrascht uns schon sehr", sagt Matthias Bornschein. Der Brückenvereins-Vorsitzende ist selbst Stadtrat. Und keiner als er weiß besser, dass die Brücken-Geschichte von Dorndorf in jüngster Zeit an Dynamik gewonnen hat. Grund dafür ist mal wieder das liebe Geld. Konkret geht es um Fördermittel, die man für die Brücke erhalten könnte oder eben nicht. "Mit der Übertragung der Carl-Alexander-Brücke an die Kommune 2007 hat das Straßenbauamt Ostthüringen dieser 250 000 Euro in Aussicht gestellt", berichtet Bornschein. Zudem habe 2009 auch der Denkmalschutz avisiert, sich mit 200 000 Euro an der Sanierung der historischen Brücke zu beteiligen. "Noch einmal 100 000 Euro könnten wir vom Bund erhalten, denn die Brücke hat ja eine erhebliche Bedeutung für den Tourismus. Schließlich führen der Saale-Radweg und überregionale Wanderwege über sie hinweg." Doch auch Bornschein weiß, dass dieses Geld zusammen nicht ausreichen würde, um das Vorhaben zu realisieren. Nach Angaben des Vereins, der ein renommiertes Ingenieurbüro beauftragt hat, würde eine Sanierung der Brücke knapp eine Million Euro kosten. Das Straßenbauamt gibt dafür sogar 1,5 Millionen Euro Finanzbedarf an. In einer gemeinsamen Beratung mit Vertretern des Thüringer Bauministeriums, des Landkreises, der Stadt, des Straßenbauamtes und Denkmalschutzes Ende Januar wurde den Dorndorfern jedoch deutlich gemacht, dass zunehmend Zweifel bestehen, ob eine Sanierung der Brücke wirtschaftlich sei. "Die Vertreter des Denkmalschutzes haben zu verstehen gegeben, dass sie ihre in Aussicht gestellten Mittel zurück ziehen wollen, wenn es Zweifel an der Maßnahme gibt", berichtet Bornschein. Und es wurde auch deutlich gesagt, dass die vorgesehenen Mittel nur noch bis 2013 zur Verfügung stehen. "Eindeutig wurde uns außerdem mitgeteilt, dass es für eine Sanierung der Brücke keine zusätzlichen Fördermittel vom Land geben wird", sagt Bornschein. Allerdings, so erfuhren die Beteiligten, könne ein Ersatzneubau der Saalebrücke bezuschusst werden. "Ein Brückenneubau würde rund eine Million Euro kosten, dafür wären Mittel aus der Tourismusförderung zu erschließen", erklärt Bürgermeister Thomas Moritz. Den Förderrichtlinien des Thüringer Wirtschaftsministeriums entsprechend könnten sogar 90 Prozent der Maßnahme gefördert werden, die Stadt also 900 000 Euro erhalten. Allerdings sei dieser Fördertopf nur noch bis 2013 offen. "Wir müssen uns bewegen, wenn wir die Mittel erhalten wollen", erklärt er, warum die Zeit drängt. Deshalb habe sich der Hauptausschuss des Stadtrates jetzt noch einmal mit dem Projekt befasst, mit der Vorlage für den Stadtrat sei eine Art "Rettungsanker geworfen". Moritz stellt jedoch auch klar: "Eine sanierte Brücke ist mir das Liebste. Aber besser als keine Brücke ist eine neue Brücke."

Die historische Brücke abzureißen und eine neue für Fußgänger und Radfahrer zu bauen, ist für den Brückenverein jedoch keine Option. "Das wäre für uns Verschwendung von Steuergeldern", sagt Bornschein. Es sei den Leuten nur schwer zu vermitteln, warum für den Erhalt eines historischen Bauwerkes, das im mittleren Saaletal einzigartig ist, keine Fördermittel fließen, wohl aber für einen Neubau, der architektonisch bestimmt keine Besonderheit werden würde.

Der Verein sei überzeugt, einen Teil der noch fehlenden Summe für die Sanierung der Carl-Alexander-Brücke über Sponsoren aufbringen zu können. "Ich bin sicher, dass wir den Eigenanteil der Stadt, der bei 10 bis 15 Prozent der Bausumme liegt, als Verein übernehmen können", sagt Bornschein. Um bei Unterstützern aktiv auf Werbetour gehen zu können, müsse das Projekt jedoch erst einmal gestartet sein, gibt er zu bedenken. Die Stadt müsse sich dazu bekennen, fordert er, und das Vorhaben sollte mit den vorhandenen Gelder begonnen werden.

 

Angelika Schimmel / 13.03.12 / OTZ